Geschichte der KAB St. Martin München-Moosach

1892-2017 (125 Jahre)

Aus der Geschichte der katholischen Arbeiterbewegung
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die christlich-soziale Arbeiterbewegung in Deutschland ihren Anfang nahm, hat sie aus den kleinsten Anfängen heraus, ein umfassendes arbeits- und sozialrechtliches Programm entwickelt und damit wesentlich zu den enormen sozialpolitischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts beitrugen.
Als die großen Gegenspieler von Marx und Lenin waren es immer wieder katholische Politiker und Laien, Päpste, Bischöfe und Priester, die in unermüdlichem Kampf, christlich soziales Gedankengut in die Tat umsetzten.
Einer der ersten unter ihnen war Franz von Baader. Der Bergbauingenieur, Hüttendirektor und spätere Professor, trat bereits 1801 mit allem Nachdruck für soziale Gerechtigkeit gegenüber der arbeitenden Schicht der Bevölkerung ein. In ähnlichem Sinne wirkte ein wenig später der Publizist und Politiker Adam Müller. Er war einer jener Sozialpolitiker der schon damals das Problem des Proletariats klar erkannte und geeignete Lösungsvorschläge machte.
Am 25. April 1837 stellte der Staatsrechts- und Kirchenlehrer, Franz von Bus, im badischen Parlament, in seiner sogenannten Fabrikrede, der ersten sozialpolitischen Rede die je vor einem deutschen Parlament gehalten wurde, 8 sozialpolitische Forderungen der katholischen Arbeiter auf. Unter anderem: "Beschränkung der täglichen Arbeitszeit auf 14 Stunden."
Der Mainzer Bischof, Wilhelm Emanuel von Ketteler, genannt der Arbeiterbischof, hielt 1848 im Dom von Mainz 6 Predigten über "Die großen sozialen Probleme der Zeit."
Papst Leo XIII verfasste 1891 die Enzyklika "Rerum Novarum". Unter den 86 Enzykliken seiner Amtszeit (1878 bis 1903), die Leo XIII. als den "Arbeiterpapst" in die Papstgeschichte eingehen ließen, gilt diese als epochal und als "Mutter aller Sozialenzykliken".
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führten radikale Veränderungen auf politischem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiet, besonders in Wissenschaft und Technik, zu einer Spaltung der Gesellschaft in zwei Klassen. Nach der Auflösung der Standeszünfte hatte die große Masse der Arbeiterschaft keine Macht, um sich dem unwürdigen Dasein als notleidende Arbeiterklasse entgegenzustellen, bei der die Menschenwürde und Grundrechte verlorengingen. Es gab ein hohes Maß an sozialer Ungerechtigkeit. Der Konflikt zwischen Liberalismus und Sozialismus drohte seinen Höhepunkt in einer Revolution zu finden.
Leo XIII. erkannte in den "neuen Dingen" (wörtliche Übersetzung), gemeint sind neue Verhältnisse und Entwicklungen oder wie es in der deutschen Übersetzung heißt: "Geist der Neuerung", eine Gefahr für Gesellschaft und Staat. Seine Enzyklika ist in zwei Hauptteile unterteilt.
Im ersten Teil argumentiert er gegen die sozialistische Theorie der damaligen Zeit als Lösung der gesellschaftlichen Missstände. Die Aufhebung des Privateigentums und die Überführung des Einzelbesitzes in die Hand der Allgemeinheit seien nicht nur rechtswidrig und wider die natürlichen Gesetze, sondern würden der Arbeiterklasse zudem selbst schaden (RN 4, 5). Seit Bestehen der Menschheit sei der Beweggrund von Arbeit, Einsatz und Fleiß der Erwerb von Eigentum, um den nötigen Lebensunterhalt zu decken.
Der Mensch habe nach geleisteter Arbeit das Recht auf Lohn und auch das Recht, über diesen frei zu verfügen. Investiert der Arbeiter einen Teil seines Lohns in Sachgüter, so seien diese Güter der Ertrag seiner Arbeit in neuer Form. Die Umwandlung von Privatgut in Gemeingut beraube die Arbeiter demnach der Erträge ihrer Arbeit und missachte den Eigentumsanspruch, der "dem Menschen von Natur zukommt" (RN 5). Gerade dies dürfe weder bei Einzelpersonen noch bei Familien geschehen. Die Familie als Gemeinwesen sei älter als der Staat und dürfe deshalb nicht von ihm abhängig sein. Sie "besitzt (…) die gleichen Rechte wie die bürgerliche Gesellschaft" (RN 10) und müsse eigenständig bleiben.
Die von den Sozialisten geforderte Verdrängung der elterlichen Fürsorge verletze die Erfüllung der Elternpflicht und schränke die "väterliche Autorität" (RN 11) ein. Dem Menschen würde das Recht auf Ehe und Familie entzogen. Zur Lösung der Arbeiterfrage nimmt er im zweiten Hauptteil Stellung, indem er den Anteil der Kirche, des Staates und der Arbeiterorganisationen bestimmt. Er beginnt mit der Unverzichtbarkeit der Religion und der Kirche. Sie ist für ihn zuständig, "die Ordnung der menschlichen Gesellschaft mitzugestalten".
Als zu Beginn der Industrialisierung der Kampf der deutschen Arbeiterschaft um Anerkennung  und Gleichberechtigung gegenüber den Ständen, Adel, Bürgertum und Klerus begann, schlossen sich die katholischen Arbeiter zur Durchsetzung ihrer berechtigten Forderungen zu Arbeitervereinen, Gewerkschaften bzw. Verbänden zusammen.
Am 12. Oktober 1891 wurde unter der Leitung des ersten Verbandspräses Monsignore Lorenz Huber in München der "Süddeutsche Verband katholischer Arbeitervereine" gegründet. Diesem Verband schlossen sich 28 katholische Arbeitervereine mit rund 7000 Mitgliedern an. Der Grund dieses Zusammenschlusses war wie Monsignore Lorenz Huber betonte die Überzeugung, dass die katholischen Arbeitervereine nur durch die Aufstellung und energische Durchführung eines ins Einzelne gehenden Programms eine entscheidende Rolle in der Arbeiterbewegung spielen können. Es war eine Reaktion auf die großen durch einheitliches Vorgehen ermöglichten Erfolge der Sozialdemokratie. Der Verband bestand damals faktisch nur aus einer jährlichen Generalkonferenz der Vereine zur Beratung ihrer gemeinsamen Interessen. Als Verbandsorgan fungierte das Wochenblatt "Der Arbeiter", der bereits seit April 1890 für die katholischen Arbeitervereine Münchens erschien. Zentrales Ziel aller Bemühungen war das Eintreten "für eine gründliche soziale Reform auf gesetzlichem Wege".

Geschichte der Katholischen Arbeiterbewegung von München-Moosach
Vorläufer der katholischen Arbeiterbewegung in Moosach, das zu dieser Zeit noch eine eigenständige Gemeinde war und als Benefizium der Pfarrei Feldmoching angehörte, war der 1892 gegründete "Kranken- und Unterstützungsverein Moosach".

Kranken-Unterstützungs-Verein
Die äußerst schwierige soziale Lage am Ende des 19. Jahrhunderts, zwang die Arbeiter zur Bewältigung ihrer wirtschaftlichen Schwierigkeiten, besonders in Notfällen zur gegenseitigen gemeinsamen Hilfeleistung.
Aus diesem Bedürfnis heraus entschlossen sich im Dezember 1892 35 Arbeiter aus Moosach sich zu einem sogenannten "Kranken- und Unterstützungsverein" zusammenzuschließen. Zweck dieser Gründung war in erster Linie die Mitglieder bei Krankheit, Erwerbsunfähigkeit, und besonders bei Beerdigungen  durch eigene Beitragsleistungen zu unterstützen.
Unter der Leitung des 1. Vorstands Herrn Georg Aschauer entwickelte sich der Verein bald zu einer unentbehrlichen Einrichtung. Der Mitgliedsbeitrag betrug monatlich zwischen 50 und 80 Pfennig. Für Beerdigungen oder größere Hilfeleistungen wurden Sonderbeiträge erhoben die bei den monatlich abgehaltenen Versammlungen einbezahlt werden mussten. Auf pünktliche Bezahlung der Beiträge wurde besonderer Wert gelegt. Bei Beitragsrückstand entfiel im Bedarfsfall die Unterstützung durch den Verein.
Die Höhe der Zuschüsse war in besonderen Statuten festgelegt. Die Krankenunterstützung betrug pro Tag etwa 70 Pfennig. Die Dauer der Unterstützung war auf höchstens 90 Tage beschränkt.
Auch gesellschaftliche Veranstaltungen wurden durchgeführt. Jährlich fand ein Sommerfest mit Glückshafen und eine Christbaumfeier statt. Daneben beteiligte sich der Verein an den Feiern der örtlichen und der Nachbarvereine.
Am 29. August erfolgte die Umbenennung des Kranken- und Unterstützungsvereins in "Katholischer Arbeiterverein Moosach".

"Katholischer Arbeiter – Verein Moosach"
Auch nach der Umbenennung blieb die bisherige Unterstützungseinrichtung des Vereins erhalten.
Die Mitgliederzahl stieg sehr rasch an. Im Mai 1897 betrug sie schon 100 eingetragene Mitglieder. Schon bald nach der Umbenennung schloss sich der Katholische Arbeiterverein Moosach dem Süddeutschen Verband für katholische Arbeitervereine an. Zum ersten Präses wurde Kooperator Sebastian Hagmayr gewählt. Als neuer 1. Vorstand fungierte bis 1921 Herr Josef Vogeser. Schon sehr bald wurde unter den Mitgliedern der Ruf nach einer eigenen Vereinsfahne laut. Durch große Sparsamkeit, zusätzliche Spenden des Bayerischen Königshauses, des Erzbischofs Anton von Thoma und des Grafen Konrad von Preysing konnte dieser Wunsch bald realisiert werden.
Die feierliche Fahnenweihe fand unter reger Anteilnahme der Mitglieder und der Bevölkerung Moosachs am 10. Mai 1897 statt.
Im Mai 1912 erfolgte die Auflösung der bisherigen Unterstützungs- und Sterbekasse des Vereins; sie wurde auf die Krankengeldzuschusskasse des Süddeutschen Verbands katholischer Arbeitervereine übertragen. Das Vermögen des Vereins von circa RM 4000 wurde bis auf einen kleinen Rest, der beim Verein blieb und an die Mitglieder zurückbezahlt wurde, dem Süddeutschen verband überwiesen. Gleichzeitig erfolgte die Herabsetzung des monatlichen Beitrags auf 35 Pfennige.
Leider hatte dies einen negativen Einfluss auf die Mitgliederzahl. Sie ging rasch auf eine Zahl von 35 katholischen Arbeitern zurück. Das Veranstaltungsprogramm wurde durch religiöse Vorträge, durch Ausflüge nach St. Ottilien oder durch Wallfahrten, teils mit dem Rad, bereichert.
Während Herr Josef Vogeser den Verein von 1986 bis 1921 ununterbrochen als 1. Vorstand leitete wechselte die religiöse Betreuung durch die Herrn Präsides öfters. Es waren nicht weniger als 10 Geistliche als Präsides tätig. Ausnahme war Pfarrer Lorenz Obermeier, der dieses Amt von 1903 bis 1913 innehatte.

Der Weltkrieg 1914-1918
Der im August 1914 ausgerufene Weltkrieg brachte für die Mitglieder des Katholischen Arbeitervereins Moosach neue Aufgaben. Für die an der Front stehenden Mitglieder wurden aus dem Erlös abgehaltener Sammlungen Päckchen versandt.
Laut der damaligen Satzung konnten Frauen nicht Mitglieder des Vereins werden. Daher wurde 1917 der Katholische Arbeiterinnenverein gegründet; er löste sich 1933 wieder auf.

Das 25. Stiftungsfest
Am 26. Juni 1921 konnte der Verein sein 25. Stiftungsfest feiern. Ein großer Teil der Moosacher Bevölkerung nahm an diesem Fest teil.
Regen Anteil nahmen die Mitglieder am Neubau der heutigen St. Martinskirche der im September 1922 begann. Im November 1924 erfolgte die feierliche Weihe durch kardinal Michael von Faulhaber.
Die Nachkriegszeit (1922-1923) war von der Inflation und deren Auswirkungen auf das Vereinsleben überschattet. Der Mitgliederbeitrag stieg bis November 1923 auf 100 Mio. Mark. Das Vereinsvermögen wurde nach dem Währungsschnitt auf 5 Rentenmark und 60 Pfennig abgewertet. Der Mitgliederbeitrag wurde auf wöchentlich 5 Pfennig gesenkt. Die 2. Hälfte der 20er jahre war geprägt von der großen Arbeitslosigkeit. Bei einer Bevölkerungszahl von 66 Millionen waren 1923 etwa 6 Millionen Arbeiter ohne Beschäftigung.
Erfreulich für Moosach war die Eröffnung der Trambahnlinie nach München. Damit ging ein lange ersehnter Wunsch der Bevölkerung Moosachs in Erfüllung.
Noch war nicht zu ahnen dass auf den katholischen Arbeiterverein Moosachs eine dunkle Zeit zukommen würde.

Auflösung 1937
Als im Jahre 1933 Adolf Hitler mit der NSDAP die Macht übernahm wurde unter dem nationalsozialistischen Regime jede politische Arbeit von Vereinen verboten. Im Zuge der "Gleichschaltung" wurden alle örtlichen Vereine verboten, die nicht in erster Linie den Interessen der NSDAP dienten. Ihr Vermögen wurde eingezogen und ging an die Deutsche Arbeitsfront über. Auch der Katholische Arbeiterverein Moosach blieb davon nicht verschont. Er wurde am 10. Dezember 1937 aufgelöst. Durch persönliches Engangement einzelner wurde seine Arbeit "unter Ausschluss der Öffentlichkeit" fortgesetzt. Die Vereinsfahne wurde an einem sicheren Ort verwahrt.

Der 2. Weltkrieg
Am 1. September 1939 erklärte Adolf Hitler an Polen den Krieg. Mit dem historischen Satz "seit 05:45 Uhr wird zurückgeschossen" begann, angezettelt von den Nationaslozialisten Deutschlands das große Völkermorden, der 2. Weltkrieg, dem an vielen Kriegsschauplätzen 27 Millionen Soldaten und 40 Millionen Zivilisten zum Opfer fielen.
Als im April 1945 das "Dritte Reich" in Schutt und Asche, in Not und Elend zu Ende ging übernahmen die Allliierten Siegermächte in Deutschland die Macht. Trotz Hunger und Not begann in Deutschland ein Wiederaufbau, den in dieser Form niemand für möglich gehalten hatte. Auch Optimisten nicht!
Dabei galt es in erster Linie die total zerstörten deutschen Orte und Städte wieder aufzubauen und zusätzlich Millionen Heimatvertriebene in Deutschland aufzunehmen und ihnen ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen.
Die Währungsreform am 20.06.1948 und die Einführung der freien Marktwirtschaft verhalfen dem deutschen Volk zu einem ungeahnten Wirtschaftsaufschwung. Das Grundgesetz schuf die Voraussetzungen zur Wiederbegründung von politischen Parteien, Vereinen und Organisationen. Der Süddeutsche Verband katholischer Arbeitervereine und der 1894 ins Leben gerufene Diözesanverband München- und Freising konnten ihre Arbeit wieder aufnehmen. Die in diesen Organisationen zusammengeschlossenen Arbeitervereine erhielten einen neuen Namen.

Katholisches Werkvolk
Unter diesem Namen wurde am 7. April 1946 der ehemalige katholische Arbeiterverein Moosach wieder ins Leben gerufen.
In der konstituierenden Versammlung wurde Otto Hagenberger zum neuen Vorsitzenden gewählt.
Als Präses nahm Stadtpfarrer Josef Knogler seine Tätigkeit als religiöser Betreuer der Mitglieder wieder auf. Er war damit, die Verbotszeit eingerechnet, 42 Jahre Präses der katholischen Arbeiterbewegung in St. Martin Moosach. Für seine Verdienste wurde er vom Diözesanverband des katholischen Werkvolks München und Freisung im April 1956 mit der goldenen Ehrennadel des katholischen Werkvolks ausgezeichnet.
Die Aufgaben des katholischen Werkvolks unterschieden sich nur wenig von denen der katholischen Arbeitervereine. Die Grundzielsetzung waren die Reform der Zustände und die Erneuerung der Gesinnung; dazu kam die religiöse Mitarbeit in der katholischen Kirche.
Laut Diözesanpräses  Ludwig Anderl, einer der eifrigsten Gründerväter des Werkvolks verstand sich die neue Organisation damals als "das soziale Gewissen" der katholischen Kirche. Daher wurden in den monatlichen Versammlungen besonders religiöse Themen ausgewählt, aber auch Referate über alle sozialen Fragen, die zu dieser Zeit besonders aktuell waren.
Daneben beteiligte sich das katholische Werkvolk auch an allen Veranstaltungen der pfarrlichen Organisationen und der örtlichen Vereine. Die Chronik berichtet von einer sehr regen Teilnahme der Mitglieder am Volkstrauertag, an den Fronleichnamsprozessionen und erwähnt mit Stolz die Überführung von Pater Rupert Mayer.
Diese Aktivitäten blieben nicht ohne Einfluss auf das Wachstum der Gruppe. Bereits 1952 stieg die Zahl der Mitglieder auf 60 an. Ein Höhepunkt waren die Feierlichkeiten anlässlich des 37. Eucharistischen Weltkongresses, an denen ein großer Teil der Mitglieder teilnahmen.
Aus Altersgründen trat 1965 Präses, Stadtpfarrer Josef Knogler in den Ruhestand. An seiner Stelle übernahm der neue Pfarrer Franz Ludwig Gahr das Amt des Präses. Zwischenzeitlich brachte die wirtschaftliche Entwicklung im Zuge der raschen Neubesiedlung Moosachs eine wesentliche Änderung der sozialen Struktur der sich auch das katholische Werkvolk anzupassen versuchte. Unter dem neuen Präses Gahr verstand es dich Werkvolkgruppe sich nicht nur als ein Grundpfeiler der Pfarrfamilie, sie musste sich auch getreu ihrer Aufgabe "Kirche in der Welt der Arbeit zu sein" als ein wichtiger Teil der katholischen Soziallehre verwirklichen.
In der Jahreshauptversammlung 1970 trat Josef Olbricht die Nachfolge von Paul Mayer als 1. Vorsitzender der KAB an und war in dieser Funktion bis 1970. In diese bewegte Zeit fällt ein neuer Abschnitt in der Geschichte der katholischen Arbeiterbewegung, denn im Zuge einer organisatorischen Umstrukturierung erfolgte eine neuerliche Namensänderung.

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung St. Martin –
(KAB) Moosach
Zum dritten Mal in seiner langen Geschichte änderte damit die Arbeitnehmerorganisation Moosach seine Namen. Aus dem bisherigen katholischen Werkvolk wurde 1972 die "katholische Arbeitnehmerbewegung St. Martin Moosach" kurz KAB.
An der bisherigen Zielsetzung änderte die Umbenennung nichts. Neue Aufgaben kamen auf die KAB-Gruppe zu. Im November 1975 wurde das neuerbaute Pfarrzentrum eingeweiht. Für alle Gruppen in der Pfarrei St. Martin war dies ein großer Festtag. Auch der KAB stand mit dem neuen Pfarrzentrum ein großer Saal für die Durchführung ihrer Veranstaltungen zur Verfügung, so konnten nun die Tanzveranstaltungen wie Fasching, Maitanz, Kathreinstanz u.a.m. unter Beteiligung der ganzen Pfarrgemeinde, in einem würdigen Rahmen abgehalten werden. Besonderer Beliebtheit unter den Mitgliedern der KAB erfreute sich die neue Kegelbahn, die der Gruppe 2 Mal im Monat zur Verfügung stand.

Fahnenweihe 1982
Im Januar 1979 wurde zur Zeit des 1. Vorsitzenden Friedrich Seidl in der Jahreshauptversammlung die Renovierung der Vereinsfahne beschlossen. An der Finanzierung der Wiederherstellung beteiligten sich alle Mitglieder. Auch eine Altpapiersammlung wurde über längere Zeit durchgeführt. Ein Verkaufshit wurde der Erinnerungskrug an die Einweihung der renovierten Pfarrkirche, organisiert durch den Vorsitzenden Friedrich Seidl, dadurch konnte ein Teil der Renovierungskosten bezahlt werden.
Im Mai 1979 wurde eine "Jugend KAB-Gruppe" gegründet. Präses Franz Ludwig Gahr stiftete aus diesem Anlass für die Jugend und die Erwachsenen der KAB je ein neues Banner. Die feierliche Einweihung vollzog er am 26. Oktober 1979. Mit den neuen Bannern beteiligte sich die KAB Moosach an vielen großen Veranstaltungen, u.a. an den Feierlichkeiten anlässlich des Besuchs von Papst Johannes Paul II. im November 1980.
Am Sonntag, den 17. Oktober 1982 war es endlich soweit. Die alte Fahne des Arbeitervereins erstrahlte in neuem Glanz. Das Fest der Fahnenweihe, wochenlang vorbereitet, war ein großer Festtag für die KAB St. Martin. Zum Weihefest des KAB-Banners am Sonntag, den 17. Oktober 1982 durch Domkapitular Prälat Anton Maier waren alle KAB Gruppen des Dekanats sowie die örtlichen Vereine Moosachs erschienen.
Anschliessend an die Feier in der Pfarrkirche fand ein festlicher Zug sein Ziel im neuen Pfarrzentrum wo nach einem gemeinsamen Mittagessen ein bunter Nachmittag mit Festreden und Ehrungen verdienter Mitglieder stattfand. Umrahmt wurde der Festakt von der Riesengebirgs-Trachtenkapelle und dem Germeringer Musikzug.
Solche Festtage sind ein willkommener Anlass zur Selbstbesinnung und Neuorientierung. Die KAB-Gruppe St. Martin hatte 1982 bereits wieder 89 Mitglieder bei steigender Tendenz. Monatlich wurden Versammlungen zu verschiedenen Themen abgehalten. Dabei wechseln sich soziale und gesellschaftliche Themen mit Vorträgen aus der Geschichte Moosachs oder medizinischen Fachvorträgen ab.
Jährlich findet in den Sommermonaten ein gemeinsamer Busausflug statt. Die Ziele sind in der Regel bekannte Ausflugsorte, Klöster, Sehenswürdigkeiten oder die bayerischen Alpen und Seen.
Großen Wert wird gleichzeitig aber auch auf die Mitarbeit in den pfarrlichen Gremien gelegt. Dem Pfarrgemeinderat St. Martin Moosach gehören in der Regel bis zu 9 Mitglieder der KAB an. Ihre Mitarbeit in den Pfarrausschüssen ist stark gefragt. Auch der Pfarrbrief der Pfarrgemeinde wird in dieser Zeit von Mitgliedern der KAB herausgegeben. Mit Herrn Udo Rainer stellt die KAB sogar den ersten Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats.
Am 11. Juli 1986 legte Friedrich Seidl nach 9-jähriger Tätigkeit den 1. Vorsitz der KAB nieder. In den kommenden 4 Jahren wurde die KAB-Gruppe von einem 4er Gremium geleitet. Den Vorsitz führte als sogenannte Anlaufstelle für Post usw. Frau Altenender. Diese als Versuch gestartete Art der Führung einer Organisation bewährte sich erstaunlich gut. Im Januar 1989 wurde in der Jahreshauptversammlung Josef Blume als neuer 1. Vorsitzender gewählt. Die folgenden Jahre waren geprägt von alltäglicher Routine im Dienste der Arbeitnehmer.
Das Jahr 1990 war politisch gesehen ein Jahr ungeheurer Aktivitäten. Besonders für alle KAB-Mitglieder die sich parteipolitisch betätigen. Es war ein Jahr der Wahlen: Angefangen von der Europaratswahl folgte die Landtags- und Bundestagswahl. Nicht immer lag ihre oft undankbare Parteiarbeit im augenblicklichen Erfolgstrend. Manchmal von uninteressierten Freunden belächelt, stellt sich gar manchmal die Frage: soll man als KAB-ler politisch tätig sein?

K A B ohne Politik? Undenkbar!
So manches KAB-Mitglied kommt ins Überlegen bei der Frage: Ist die KAB politisch? 

  • Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung will Kirche in der Welt der Arbeit sein. Das bedeutet nicht weniger als dass sich die Christen in der KAB ihrer Gesellschaftspolitischen Verantwortung durch eine fundamentale Parteilichkeit bewusst sind, einer Parteilichkeit im Sinne des christlichen Glaubens gerade nicht nur auf eine Partei bezogen sondern als tatkräftiges Plädoyer für das Ganze: soziale Gerechtigkeit für Arbeitnehmer und ethisches Handeln in der Wirtschaft.
  • Christ sein heißt Partei zu ergreifen für die Sache des Evangeliums und damit für die Sache der Gerechtigkeit für alle Menschen; Christ sein heißt politische Verantwortung bevorzugt für die Armen und unter Ungerechtigkeit leidenden wahrzunehmen.
  • Christ in der KAB zu sein heißt die konkrete gesellschaftspolitische Situation der Arbeitnehmerschaft in den Blick zu nehmen um die Humanisierung ihrer gesellschaftlichen Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu kümmern.
  • Eine entschiedene und elementare Frage muss also lauten, ob Christen sich so sehr von ihrem Glauben berühren und bewegen lassen, dass sie auch gesellschaftspolitisch brisant zu wirken beginnen. Nur gleichgültiges und unpolitisches Verhalten stellt nämlich immer eine hochpolitische Option für den Status Quo, für die Beibehaltung des gegenwärtigen Zustandes dar. Das kann und darf aber niemals das Verhalten der Christen in der KAB sein.
  • Die KAB bringt ihre Forderungen und Zielvorstellungen gesellschaftspolitisch zur Sprache! Diese Sprache  i s t  politisch, sie muss politisch sein.
Peter Paul Martin

Stadtpfarrer Franz Ludwig Gahr nimmt Abschied
Das Jahr 1990 wurde für die Pfarrei St. Martin durch den Wechsel des Pfarrers zu einem ereignisreichen Jahr! Schon seit längerer Zeit konnte der Seelsorger, der seit 25 Jahren in der Pfarrgemeinde den Menschen ein treuer Seelsorger und Hirte war, seine aufopfernde Tätigketi nur mit äußerster Aufbietung aller Kräfte bewältigen. Auf ärztliches Anraten hin ging er kurz vor Vollendung seines 70. Lebensjahres in den wohlverdienten Ruhestand. Mit ihm verlor die KAB St. Martin Moosach einen Präses der bis kurz vor seinem Abschied für die Anliegen der arbeitenden Menschen stets ein Herz und Ohr hatte. Ihm verdankt die KAB in St. Moosach vieles!

1990-2003 Präses Pfarrer Lindenberger

2003 -2013 Präses Martin Cambensy

Seit 1997 Vorsitzender Peter Bachhuber
Peter Bachhuber trat 1996 in die KAB Moosach ein, ein Jahr drauf wurde er schon zum ersten Vorsitzenden gewählt. Kurze Zeit später ließ wurde er auch Stadtkreisvorsitzender von Neuhausen, Moosach und Hartmannshofen, dadurch war er Mitglied der Bezirksleitung München. So ist er immer in das Geschehen eingebunden und informiert die Moosacher. Im Jahr 1998 organisierte Peter Bachhuber eine Ausbildungsplatz-Börse zusammen mit Wolfgang Kropp, dem damaligen Manager des OEZ. Diese Börse ermöglichte den Kontakt von Schülern zu Betrieben, und sie wurde noch zwei Mal wiederholt.
Im Juni 1999 gelang die Gründung des Pater-Rupert-Mayer-Kreises an, dem heute 40 Mitglieder (Kinder mitgerechnet) angehören. Bis der Name und die Sprecherin Karin Loher gefunden waren vergingen neun Monate. Doch dann standen auch die Ziele fest: Die Pflege der Familien, die Beschäftigung mit Kindern, wofür besonders Familienwochenenden in Aschau und in Niederbayern gemeinsam verbracht wurden. Aus diesem Kreis ging auch ein besonderes Projekt hervor und ist heuteein wichtiger Beitrag zum sozialen Engagement in der Pfarrei St. Martin: Errichtung und Betrieb einer Kleiderkammer für Bedürftige.
Im Jahr 2000 und 2001 gewann die KAB St. Martin-Moosach zwei Mal in Folge den KAB-internen Pokal für die stärkste Mitgliederwerbung.
Um sich über sozialpolitische Zustände wie Arbeitslosigkeit, Familienfreundlichkeit und sozialen Wohnungsbau in Moosach zu informieren, lud Peter Bachhuber im März 2002 zu einer parteiübergreifenden Diskussion mit der Bezirksausschuss-Vorsitzenden Johanna Salzhuber (SPD), mit dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Alexander Dietrich und mit der SPD-Stadträtin für Soziales aus Moosach, Diana Stachowitz.

Seit 2013 Präses Kurat Andreas Krehbiel

2017 hat Peter Bachhuber nach 20 Jahren sein Amt als 1. Vorsitzender aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Bei der Hauptversammlung wurde daraufhin für die Vereinsleitung eine neue Struktur eingeführt. Präses Andreas Krehbiel leitet nun die Geschäfte der KAB Ortsgruppe Moosach zusammen mit einem Vorstandsteam, das als erste große Aufgabe das 125 jährige Jubiläum der KAB St. Martin Moosach vorbereitet und organisiert.

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